Rollenspiele sind schon was Tolles: Man kann sich eine völlig neue Identität zulegen, sein Aussehen mittlerweile bis in kleinste Details individualisieren, seine eigene Biographie schreiben und sich ganz und gar der selbst gewählten Rolle hingeben. Auffällig ist nur, dass der Mensch auch in Sachen Rollenspiel zum Gewohnheitstier mutiert und in der Auswahl seiner Rollen einem bestimmten Trend folgt. Noch interessanter wird es, wenn man sich die reale Person und ihre bevorzugte Rolle einmal genauer betrachtet.
Worauf ich hinaus will ist der Zusammenhang zwischen dem realen Leben und dem Leben, welches man im Rollenspiel führt. Hierbei gibt es oft erstaunliche Parallelen zu entdecken.
Um das zu veranschaulichen nehme ich einfach mal mein Beispiel und ich fange direkt im Urschleim an: meine Kindheit. Mein liebstes Rollenspiel war der Zirkus. Zusammen mit meinen Freunden bin ich durch den Garten getobt und jeder hatte seine Rolle: Artist, Zirkusdirektor, Clown, Stallknecht. Ich war das Pferd. Nicht lachen jetzt! Das Pferd war eine stolze Kreatur, die tolle Kunststücke vollführen konnte und außerdem stark genug war, um andere zu tragen. Oft genug habe ich denn auch eine meiner Freundinnen Huckepack durch den Garten getragen, wir hatten wirklich viel Spaß damals.
Nun machen wir einen Zeitsprung von 10 Jahren: Ich sitze vor dem PC meines damaligen Freundes und starre auf die Charakterauswahl von Diablo II. Sorgfältig lese ich mir die Beschreibung zu jedem Charakter durch und entscheide mich schlussendlich für einen Paladin, den ich Thyobalt nenne. Ich hatte sehr viel Spaß im Battlenet mit meinem Paladin, unterwegs mit großen Gruppen, die ich tatkräftig unterstützte mit meinen tollen Auren und meinem Kriegshammer.
Ein paar Jahre später, ein weiteres Blizzard-Spiel und die gleiche Frage: Welchen Charakter soll ich wählen? Am Ende fiel meine Wahl auf einen Druiden, gern gesehen in großen Gruppen als Heiler aber auch als Tank, also wieder mal eine Klasse, die andere unterstützt. Überlegt euch doch mal welche Klassen ihr in Rollenspielen am liebsten spielt, ob sich dabei ein Muster abzeichnet und ob ihr vielleicht sogar wie ich eine Parallele zu den Rollenspielen eurer Kindheit erkennen könnt. Bei mir geht es sogar soweit, dass ich nicht nur eine Parallele zur Kindheit, sondern ganz generell zu meiner Person erkennen kann. In meinem Freundeskreis bin ich eine Person, die man gerne um Rat fragt und auf die man sich verlässt, ähnlich wie auf den Druiden, den Paladin oder das Pferd. Wobei man ein Pferd weniger um Rat fragt, aber ich denke ihr wisst, was ich meine.
Eine weitere Besonderheit, die mir bei mir aufgefallen ist: ich wähle gerne Vertreter des anderen Geschlechts bei der Wahl meiner Charaktere. Auf
Um das zu veranschaulichen der anderen Seite sind viele der anmutigen Elfen und heißblütigen Kriegerinnen, denen ich in MMORPGs begegnet bin im wirklichen Leben alles andere als feminin. Die Frage ist, ob Männer tendenziell eher das andere Geschlecht wählen als Frauen oder ob sich das die Waage hält? Ich würde mal tippen, dass Frauen in den meisten Fällen auch weibliche Charaktere spielen und dass auch die Mehrzahl der Männer ihrem eigenen Geschlecht treu bleibt. Wenn ein Mann dann doch mal bei der Charaktererstellung zur anderen Seite wechselt, dann wohl eher weil er der Dame gerne auf den Hintern schaut als aus irgendwelchen feministischen Beweggründen. Wann sonst kann ein Mann dies ungehindert tun?! Dies bringt mich auch zum zentralen Grund für die Beliebtheit von Rollenspielen: man kann ungehindert und ohne sich erklären zu müssen aus seiner eigenen Haut schlüpfen, sich völlig hingeben und wenn man will ein vollkommen anderer Charakter sein, als man in Wirklichkeit ist. Und wer lieber sich selbst einfach nur in einer anderen Gestalt wiedergeben möchte, kann auch das gerne tun. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und für jeden Charakter gibt es irgendwo einen Platz.
Besucht unser Forum für Fragen, Anregungen, Ideen und Bewerbungen als Konsolenweibchen-Autorin!